Sind Podengos Familienhunde?


Sunny verhielt sich im Haus von Anfang an mustergültig
Fine kam mit ihrer Schwester Tiffy und der Mutter Lucy nach Deutschland. Während die beiden Jungtiere schon ein Zuhause haben, wartet Lucy noch auf ihre Vermittlung.
Sunny ist ein problemloser Familienhund, obwohl sie in der Vergangenheit zur Jagd gehalten wurde und bei ihrer Vermittlung bereits fünf Jahre alt war. Sie straft damit die "Experten" Lügen, die oftmals von der Aufnahme erwachsener Tiere abraten.

Nach weitläufiger Meinung wohl eher nicht. Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen Podengo als Familienhund anzuschaffen, wird oft mit "guten Ratschlägen" überhäuft, dass sich diese Rasse keinesfalls dazu eignet. Die wollen doch nur rennen und jagen und erziehen kann man sie so gut wie gar nicht. Kurzum: Wer sich einen Podengo ins Haus holt, wird mit Sicherheit unglücklich!
Dass die Rasse Podengo auf diese Weise oftmals von Grund auf verkannt wird, beweisen zahlreiche Erfahrungsberichte von wirklichen Haltern. Es ist nämlich bezeichnend, dass die selbsternannten Experten mit ihren Warnungen in den seltensten Fällen überhaupt mit einem eigenen Podengo zusammenleben.
Wir wollen eine Lanze brechen für die Podengos. Das beste Beispiel für eine unkomplizierte Mensch-Podengo-Beziehung ist eines unserer Mitglieder: Eva Tryankowski. Die junge Studentin hat im Oktober 2003 die damals etwa fünfjährige Hündin Sunny übernommen.

Von Anfang an war Sunny zwar beim Spazieren gehen voller Tatendrang und zeigte auch durchaus ihren Jagdtrieb, aber im Haus war sie sehr ruhig und unauffällig. Besonders angenehm fiel auf, dass Sunny (wie übrigens auch die meisten anderen Podengos) wenig Dominanzprobleme gegenüber den Menschen bereitete. Das Zusammenleben mit dem neuen Familienhund gestaltete sich also ausgesprochen harmonisch.
Übrigens hat Sunny auch das mit dem Jagen nach einiger Zeit von selbst sein lassen, ohne dass für uns Zweibeiner eine richtige "Ursache" erkennbar wäre. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man ihre Vorgeschichte bedenkt: In Portugal wurde Sunny nämlich als Jagdhund gehalten! Sie lebte in einer Meute mit ihren Artgenossen und wurde aktiv bei den dort häufigen Jagden eingesetzt. Auf gut deutsch: sie hatte nicht nur im symbolischen Sinne Blut geleckt.
Um Sunny in Deutschland neben der körperlichen Betätigung auch ein wenig geistige Abwechslung zu bieten, hat ihr Frauchen im April 2006 begonnen, mit ihr zum Hundeplatz zu gehen. Obwohl die beiden zuerst belächelt wurden, zeigte Sunny recht schnell, was alles in ihr steckt. Unter der fachkundigen Führung ihrer Besitzerin lernte sie das Hunde-Einmaleins genauso gut wie die Vierbeiner anderer Rassen. Im Oktober 2006 brachte sie die Zweifler endgültig zum Verstummen, als sie schließlich sogar die Begleithundeprüfung ablegte!
Doch das war noch nicht das Ende von Sunnys sportlicher Karriere. Der Ehrgeiz von Zwei- und Vierbeiner ging weiter und so widmeten sich beide mit Begeisterung dem Turnierhundesport. Das ist sozusagen der Vorgänger des heute sehr populären Agilitys und umfasst beim Vierkampf die Disziplinen Gehorsam, Hürden-, Slalom- und Hindernislauf. Sunny bewältigt all das zur Zufriedenheit.
An großen Turnieren nimmt sie aus Altersgründen zwar nicht teil, aber bei vereinseigenen Veranstaltungen ist sie mit dabei. Vordere Platzierungen sind ihr leider nicht beschieden, aber das liegt unter anderem daran, dass die Hindernisse für alle Hund gleich groß sind und Sunnys Körpergröße einfach nicht optimal passt. Das tut dem gemeinsamen Spaß aber keinen Abbruch, denn ihr Frauchen versteht es blendend, sie durch positive Bestätigung und einige Leckerlis zu motivieren, so dass Mitmachen zur Hauptsache wird.

Seit Juni 2007 hat Sunny nun Verstärkung bekommen. Dass sie sich mit ihren Artgenossen versteht und gut sozialisiert ist, hatte sie schon in den ganzen Jahren bewiesen, als laufend Pflegehunde mit in der Familie gelebt hatten. Mit der jungen Podengo-Hündin Fine vergrößerte sich jetzt das "Rudel" um ein weiteres festes Mitglied.
Der Neuzugang steckt noch in den Kinderschuhen, ist erst im Dezember 2006 geboren. Doch auf dem Hundeplatz sorgt sie schon für Furore. Von wegen nicht erziehbar! Fine hat sich als regelrechter Streber geoutet. Sie will richtig arbeiten und ihrer zweibeinigen Freundin alles recht machen. Schon nach kürzester Zeit lief Fine perfekt bei Fuß und auch in punkto Unterordnung kann sich ihre Leistung sehen lassen.
Andere Hundesport-Kollegen, die Wert auf ihren reinrassigen Vierbeiner vom Züchter legen, werden schon richtig neidisch, wenn sie Fine beobachten. Selbst die Ausbilderin ist so stolz auf den kleinen Podengo, dass sie regelrecht mit ihr protzt. - Tja, da stiehlt ein Hund aus dem Tierschutz den teuren Artgenossen vom Züchter mal so richtig die Schau.
Überhaupt kann man sich darüber streiten, ob es ausgerechnet ein Border Collie oder ein Australian Shepard sein muss, nur weil man in den Hundesport einsteigen will. Diese Rassen sind leider seit einiger Zeit sehr in Mode und enden wegen Überforderung ihrer Halter auch dementsprechend oft im Tierschutz. Die Vereine, die sich besonders dieser Rassen angenommen haben, können davon ein Lied singen.
Aber zurück zu den Podengos und zu Fine. Ihre Leistungen sind wie gesagt beachtlich, ohne dass sie mit Härte dazu getrieben wird. Mit Zwang erreicht man bei Podengos ohnehin nichts, vielmehr kommt man mit konstantem Üben ans Ziel. Das bedeutet nicht, dass man stundenlang am Exerzieren ist, sondern während kurzer Zeitspannen konzentriert übt. Mit genau diesem Konzept läuft Fines Erziehung wie geschmiert, auch wenn sie sich zwischendurch mal wieder von einem Schmetterling oder sonst etwas ablenken lässt. Aber sie ist eben noch sehr jung und an allem interessiert.
Ach ja, um hier nicht nur den sportlichen Aspekt zu beleuchten: Fine ist auch daheim ein Musterbeispiel für gutes Verhalten. Obwohl sie noch in den Welpenschuhen steckt, macht sie relativ wenig kaputt, was ihr Frauchen nicht nur erstaunt, sondern natürlich auch sehr freut. Abgesehen davon hält Fine sich an ihr großes Vorbild Sunny und macht das Zusammenleben mit ihr zu einem Vergnügen. Beide Hunde sind im Haus unauffällig, draußen energiegeladen und spritzig, allgemein sehr menschenfreundlich, gut sozialisiert, lassen sich erziehen (!) und sind ihrem Frauchen treu ergeben.

Wir können die Vorurteile gar nicht nachvollziehen, die häufig gegenüber der Rasse Podengo bestehen. Dass sie in ihrem Ursprungsland oft zur Jagd rudelweise in Zwingern gehalten werden statt im Haus, heißt noch lange nicht, dass sie keine guten Familienhunde wären. Man gibt ihnen nur viel zu selten die Gelegenheit dazu!
Hoffen wir also, dass Sunny und Fine mit ihrem guten Beispiel dazu beitragen, den Ruf ihrer Rasse zu bessern und dass sich noch mehr Zweibeiner vom Charme dieser sensiblen Hunde hinreißen lassen. Besonders Sunny hat gezeigt, dass auch ein bereits ausgewachsener Podengo sich problemlos in eine Familie einfügen kann, ja mehr noch: dass ältere Tiere besonders für Anfänger bestens geeignet sind, weil sie ihren Haltern körperlich meist nicht mehr so viel abverlangen wie Welpen. Und sie hat eindrucksvoll bewiesen, dass auch frühere Jagdhunde nicht zeitlebens auf der Hatz sein müssen.
Und wer weiß, vielleicht zählen auch Sie bald zu denjenigen, die sich sagen: "Einmal Podengo, immer Podengo!"