Dieses schwarze Kätzchen tapste unbeholfen auf der Straße vorm Tierheim herum. Hätten wir es nicht in Sicherheit gebracht, wäre es bestimmt in Kürze überfahren worden.


Anders als dieses im Tierheim behütete Kätzchen müssen sich viele ihrer Artgenossen im rauen Straßenleben durchboxen. Unfälle bleiben da nicht aus. Die weiße Samtpfote, deren Zusammenstoß mit dem Auto wir beobachteten, war bestimmt nicht älter als die Mieze auf dem Foto.

Katzenleben


Dass die Tiere in Portugal nicht gerade ein leichtes Leben haben, ist inzwischen ja hinlänglich bekannt. Besonders schwer ist es für junge, kranke und alte Vierbeiner, die oftmals ohne die Hilfe des Tierheims keine Chance hätten. Doch leider kann man nicht allen helfen.
Heute wollen wir von einigen jungen Katzen berichten, die unseren Weg in Portugal gekreuzt haben. Manche nur für einen kurzen Moment, andere für länger... Gleich bei der Ankunft im Tierheim sahen wir die vielen jungen Samtpfoten, die in ihren Boxen saßen und sich nach Aufmerksamkeit heischend ans Gitter drückten. Wie hübsch sie alle waren! In sämtlichen vorstellbaren Farben gab es sie, von getigert über schwarz/rot meliert, weiß, grau und rot bis zu gefleckt. Welchem Katzenliebhaber wäre da nicht das Herz aufgegangen?!
Doch bedauerlicherweise sieht die Zukunft solcher Welpen nicht unbedingt rosig aus. Wir würden gerne jedem der kleinen Fellknäuel eine liebevolle Familie wünschen, wo die Miezen viele glückliche Jahre verbringen dürften, aber die Realität lässt das leider nicht zu. Es sind einfach zu viele, als dass jedem dieses Glück widerfahren könnte. Von den jungen Tierheim-Schützlingen sind bedauerlicherweise während unseres Aufenthaltes mehrere Welpen gestorben. Mit dieser leider allzu häufigen Art der Bestandsdezimierung haben unsere Mitstreiter in Portugal oft zu kämpfen. Die Neuankömmlinge sind oft in schlechtem Zustand oder tragen irgendwelche Viren in sich, die man ihnen zwar nicht ansieht, die aber in Stresssituationen zum Vorschein kommen. Und Stress bedeutet das Tierheim-Dasein trotz aller Bemühungen der Angestellten zweifellos.
Trotzdem: Ohne das Tierheim gäbe es noch mehr Not und Elend. In der oftmals armen Bevölkerung haben Vierbeiner keinen hohen Stellenwert - zumindest nicht, wenn sie nicht auch irgendeinen Nutzen bringen. So werden sie ihren Besitzern häufig als ungewollte Fresser lästig und diese behelfen sich dann damit, ihre Tiere auszusetzen. Auch die kleinsten Welpen, die ohne Mutter kaum überleben können, trifft das schon.
Dieses Schicksal hatte auch ein winziges schwarzes Kätzchen ereilt, das uns abends vorm Tierheim entgegengekrabbelt kam. Wir fanden weder Geschwister noch eine Mutter. Dabei konnte das Baby noch keinesfalls entwöhnt sein, es war ja noch so klein, dass es kaum richtig gehen konnte. Wahrscheinlich hatte es auch die Augen erst vor wenigen Tagen geöffnet.
Der kleine Findling hatte großes Glück, dass wir ihn einer der Katzenmütter aus dem Tierheim unterschieben konnten. In Fällen, wo keine "Amme" zur Verfügung steht, kümmern sich die Angestellten und allen voran die portugiesische Tierheimleiterin São aufopferungsvoll um die Kleinen. Diese Form der Aufzucht ist dann allerdings sehr aufwändig (von den Kosten fürs Spezialfutter mal ganz abgesehen) und gelingt auch längst nicht immer. Hier aber nahm die Katzenmama den Neuzugang sehr schnell an und kümmerte sich um ihn wie um ihre eigenen Kinder. So hoffen wir, dass sich die Geschichte dieses ausgesetzten Kätzchens zum Guten wenden wird, dass es überlebt und vielleicht sogar von tierlieben Zweibeinern adoptiert wird.
Für eine andere junge Samtpfote werden solche Wünsche wohl keine Wirklichkeit werden. Wir kennen das arme Geschöpf eigentlich gar nicht, aber seit unserer nur wenige Sekunden dauernden Begegnung geht sie uns nicht mehr aus dem Kopf.
Wir waren abends noch auf dem Weg zum Tierarzt. Es war bereits dunkel. Plötzlich bemerkten wir auf der anderen Straßenseite eine kleine weiße Katze, die eben die Fahrbahn überqueren wollte. Wir verlangsamten sofort, aber das entgegen kommende Auto nahm keinerlei Notiz von dem kleinen Wesen. Aus den Augenwinkeln sahen wir noch, wie das Tier beiseite geschleudert wurde und Richtung Böschung flog. Wir drehten in der nächsten Einfahrt und suchten den Straßenrand nach dem Unfallopfer ab. Angestrengt starrten wir nach etwas Weißem. Ohne Erfolg!
Ob die Kleine wohl überlebt hat? Vielleicht ist sie einfach im Schock davon gelaufen? Und wenn ja, wie erging es ihr mit ihren Verletzungen? Hat sie jemand gefunden und ihr geholfen?
Wir werden es wohl nie erfahren und so bleibt uns nichts anders übrig, als weiter über das Schicksal dieses weißen Katzenbabys zu grübeln...