Der Wolfspelz ist abgestreift


So sah Juca aus, als er vermittelt wurde. Das Fell konnte im Tierheim-Alltag in Portugal leider nicht ausgiebig gepflegt werden, so dass es ziemlich verfilzt war.
Juca mit gestutztem Fell. Hier wurde sprichwörtlich der Wolfspelz abgestreift
Rasputin schaut aufmerksam, wer da noch so des Weges kommt.
Eine kleine Streicheleinheit während des Spaziergangs kann nicht schaden. Rasputin genießt das sehr.

Sie erinnern sich bestimmt noch an den Bericht, wo von Hunden die Rede war, deren Verhalten anfangs keine guten Prognosen zulässt, die sich aber später als durchaus liebenswert erweisen. Von zwei der drei Hunden, die wir dort exemplarisch erwähnt hatten, haben wir mittlerweile Rückmeldungen der Besitzer erhalten.
Juca und Rasputin waren beide in Deutschland zur Vermittlung ins Tierheim Rüsselsheim gekommen. Der dortige Verein unterstützt uns immer wieder bei der Hunderettung, da wir selbst nicht so viele Tiere unterbringen können, wie es nötig wäre.
Juca kam einige Wochen vor Rasputin ins Tierheim und durfte dasselbe auch früher wieder verlassen. Lesen Sie den Bericht über seine ersten Tage im neuen Zuhause:
Hallo liebe Tierfreunde aus Rüsselsheim!!
Nach langer Fahrt kamen wir endlich um 21.15 Uhr in Kreuztal an. Leider hatten wir 2x Stau. Dinki und Remo haben mich ganz freundlich am Gartentor begrüßt und ich habe mein neues Heim erst mal gründlich beschnuppert. Die Mädchen, Oma und Opa habe ich ängstlich angesehen und mich ganz klein gemacht. In der Nacht hat Frauchen bei mir geschlafen und es hat alles ohne Zwischenfall geklappt.

Leider habe ich ja fürchterlich gehaart und Herrchen juckte die Nase und die Augen liefen, oh Schreck. Aber wir konnten noch einen "Notfall"-Frisörtermin ergattern und so ging es bereits am ersten Tag um 13.00 Uhr zum Verschönern. Also, was soll ich sagen, mit dem ganzen verfilzten Pelz habe ich auch mein altes Leben abgeworfen. Als mich Frauchen holte, war die Freude groß und ich bin völlig aufgekratzt durch den Garten gerast und habe die anderen beiden angesteckt. Alle meine anderen Menschen aus unserem Haus haben sich sehr gefreut und alle durften mich kraulen, immer schön am Bauch lang, herrlich. Ich fühle mich wie neu geboren. Nichts ist mehr übrig von der Ängstlichkeit und Schüchternheit!! Auf den Bildern seht ihr mich direkt nach dem Frisörtermin. Zur Belohnung habe ich eine Frisbeescheibe aus weichem Gummi bekommen, die kann auch schwimmen, das wird der Hit. Da dürfen Remo u. Dinki nicht ran, die ist mir!! Das wichtigste ist natürlich, dass ich nun nicht mehr haare und es geht Herrchen nun viel besser. Also, hier ist das Hundeparadies und hier brauch ich nicht mehr weg haben mir alle versprochen. Ich habe meine Couch gefunden.

Bestell bitte allen ein großes Dankeschön und liebe Grüße von eurem J U C A. Wir freuen uns riesig, dass das ehemalige Sorgenkind Juca ein so gutes Zuhause gefunden hat. Seine Zweibeiner haben Hundeverstand und wissen, wie sie mit ihm umgehen müssen. Unter ihrer Führung ist Juca zu einem unkomplizierten Familienmitglied geworden und so steht einem glücklichen Zusammenleben nichts mehr im Wege.
Ebenfalls einen Glücksgriff getan hat Rasputin. An ihn sind wir im portugiesischen Tierheim zunächst gar nicht ran gekommen. Erst, nachdem er von einer großen Hundegruppe in eine kleine umgesetzt wurde, offenbarte er uns seinen Charme. Diesem konnten sich auch seine neuen Dosenöffner nicht entziehen und so schlich Rasputin sich erst in ihre Herzen und dann in ihr Zuhause. Der Brief seines Frauchens spricht Bände:

Hallo Frau Schönberg,
zunächst einmal vielen Dank für das nette und informative Telefongespräch. Wie versprochen schicken wir Ihnen im Anhang einige Bilder unseres Hundes und erzählen mal unsere Eindrücke von Rasputin. Die Geschichte von Rasputin hat uns schon sehr geschockt. Für uns ist es gar nicht vorstellbar, dass er sich vor einem Vierteljahr nicht mal hat anfassen lassen, geschweige denn an der Leine gelaufen ist.
Rasputin ist ein Hund mit einem sehr großen Herz, wenn er einen da erst mal aufgenommen hat. Wir haben ihn im Mai im Rüsselsheimer Tierheim kennen gelernt. Dort sind wir die vergangenen Monate regelmäßig mit Hunden spazieren gegangen, weil wir uns eigentlich gar keinen eigenen Hund anschaffen wollten. Bereits beim ersten Spaziergang sprang Rasputin mir bei einer kleinen Pause auf einer Bank auf den Schoß und schaute mich treuherzig an. Er hatte mich wohl in diesem Moment als neues Frauchen ausgesucht... :-)) Da war es zumindest um mich schon mal geschehen. Bei meinem Mann war er zunächst sehr vorsichtig (wie überhaupt bei Männern). Wenn er ihn ansprach, versteckte sich Rasputin sofort hinter mir und lugte vorsichtig zwischen meinen Beinen hervor.
Nach ein paar Tagen haben wir ihn dann erst mal einen Tag mit nach Hause genommen und am 07. Juni war es dann soweit. Rasputin kam probeweise für ein paar Tage zu uns. Und da ist er dann auch gleich geblieben. Zwischenzeitlich hat er die gesamte Wohnung erobert und fährt sehr gerne im Auto mit. Für das Schmusen bin hauptsächlich ich zuständig, während er mit meinem Mann voller Begeisterung rumtobt. Er läuft ganz problemlos an der Leine und hört in der Zwischenzeit auch schon auf Befehle wie z.B. "Sitz". Seit ein paar Tagen darf er im Feld auch schon ohne Leine laufen, was auch sehr gut klappt. Der einzige Wermutstropfen sind andere Hunde. Da reagiert er doch sehr aggressiv, so dass wir ihn leider anleinen müssen, sobald ein Artgenosse in Sicht kommt. Aber wir sind optimistisch, dass wir das auch noch in den Griff bekommen.

[...] Die Bedenken - dass Rasputin nicht zu vermitteln wäre - haben sich also nicht bestätigt.
Schön, dass der ehemals unnahbare Rasputin eine solche Chance erhalten hat. Seine Besitzer stehen fest zu ihm und auch eine mittlerweile zutage getretene Epilepsie-Erkrankung Rasputins war für sie kein Grund, ihren Gefährten wieder abzuschieben. Dank der Medikamente sind die Anfälle inzwischen stark zurück gegangen und es besteht die berechtigte Hoffnung, dass er weiterhin weitgehend anfallsfrei leben kann.
Solch engagierte Menschen wie Jucas und Rasputins Besitzer sind die Lichtblicke in unserer Tierschutzarbeit, ohne die uns sicherlich schon längst der Mut zum Weitermachen verlassen hätte. Vielen Dank!