Chancenlos


Dieser hellbeige Welpe war eins von ursprünglich vier Babys, die eine ziemlich geschwächte Hündin im Tierheim von Loulé gebar. Dieser helle Welpe war regelmäßig auf "Wanderschaft" innerhalb des kleinen Zwingers.
Die arme Hundemama hat in der Nacht wieder eines ihrer Babys verloren. Es liegt noch im Körbchen, ist aber vermutlich erfroren.
Die Mama schmiegt sich liebevoll an den letzten Überlebenden ihrer Welpen. Mehr kann die entkräftete Hündin nicht für das Baby tun.

Es war November und schon ziemlich windig und kalt. Eine abgemagerte Hündin aus dem Tierheim in Loulé brachte ihre Babys zur Welt. Eine unwirtliche Welt, deren Licht die vier Welpen erblickten!
Die frischgebackene Mutter war am Ende ihrer Kräfte, versorgte aber ihren Nachwuchs so gut wie möglich. Die Hundefamilie bekam einen eigenen kleinen überdachten Zwinger, wo sie Ruhe vor allzu aufdringlichen Artgenossen hatte.
Das Körbchen war mit dicken Decken ausgepolstert, aber es war trotzdem bitter kalt. Die Welpen kuschelten sich eng an ihre Mama, um so ein bisschen Körperwärme abzubekommen. Hunger hatten sie auch. Die ausgemergelte Hündin konnte nicht viel Milch produzieren.

Zusätzlich wurde das Muttertier noch von Durchfall geschwächt. So wurde ihr ebenfalls Flüssigkeit entzogen. Jetzt konnte man regelrecht ihre Wirbel zählen. Aber das tapfere Tier kämpfte weiter um die Welpen. Es war ein verzweifelter Kampf. An einem Mittwoch Morgen hörte eine Helferin aus Deutschland ein jämmerliches Wimmern. Da musste wohl ein Baby aus dem Korb geklettert sein und fand nicht mehr zurück. Die Mutterhündin selbst war körperlich auch nicht mehr in der Lage, ihre Jungen einzusammeln.
Ein dunkler Welpe hatte sich am Rand des Zwingers zwischen zwei Steinen gepresst, welche die Lücke zum Nebenzwinger abdichten sollten. Doch als die Frau den Kleinen wieder zu seiner Mama setzen wollte, stellte sie fest, dass er bereits steif war. Sicherlich nachts erfroren.
Das anfänglich gehörte Wimmern stammte von dem hellbeigen Welpen, der orientierungslos hinter dem Körbchen entlang krabbelte. So wurde wenigstens er wieder der Obhut seiner Mama übergeben.
Tagsüber schauten die Zweibeiner dann immer mal wieder zur Kontrolle bei der geschrumpften Hundefamilie vorbei, doch es gab keine Zwischenfälle mehr. Alle drei Babys lagen mit im Körbchen.
Am nächsten Tag aber wiederholte sich das Trauerspiel. Wieder war es der beige Welpe, der auf Wanderschaft gegangen war und fiepsend im Zwinger herum tappte, weil er nicht allein zurück fand. Also wurde er zum zweiten Mal vorsichtig zu seiner Mama gebracht. Aber im Körbchen wartete eine böse Überraschung. Ein weiteres Geschwisterchen war gestorben. Es lag noch auf der Decke, aber vermutlich hatte die Hündin es während der Nacht nicht ausreichend warm halten können.
Somit blieben nur noch zwei Welpen übrig. Schlimme Vorahnungen führten uns Deutsche am Freitag gleich zu dem Zwinger der Hundefamilie. Und richtig, unsere Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Das dritte tote Baby. Die Hündin schaute mit traurigen Augen zu uns auf. Wir waren mal wieder zu spät gekommen.

Erstaunlich war nur, dass es nicht den unternehmungslustigen beigen Welpen getroffen hatte, der schon wieder im Zwinger herum marschierte. Vielleicht war das arme Kerlchen einfach noch der stärkste und agilste unter den Geschwistern und suchte nach Nahrung oder einem Plätzchen, wo es noch ein bisschen wärmer wäre.
Da wir Deutschen an diesem Freitag wieder heim flogen, haben wir das Ende der Geschichte nicht miterlebt. Aber es kann sich wohl jeder Leser genauso gut wie wir zusammenreimen, wie es wohl ausgegangen ist.
Wir stehen so oft ohnmächtig vor dem ganzen Elend, das sich uns aufdrängt. Man kann einfach nicht allen helfen und das wissen wir auch. Dennoch ist es schwer zu akzeptieren und gerade, wenn man so eine Tragödie dann hautnah beobachten musste, könnte man schier verzweifeln.
Wie viel Leid hätte den armen Tieren erspart werden können, wenn wir nur mehr Geld zur Verfügung hätten. Dann wäre nämlich eine so schwache Hündin schon längst kastriert worden, bevor sie überhaupt Babys bekommen hätte. Sie hätte dann ihre Kräfte auf sich selbst konzentrieren können und sich nicht um ihren Nachwuchs sorgen müssen, dem sie letztlich sowieso nicht helfen konnte.

Bleibt nur zu hoffen, dass sie die Schrecken dieser Tage ohne psychische Schäden überstanden hat und dass sich solche Geschichten nicht mehr so schnell wiederholen.