Jahresbericht 2006


Hallo liebe Tierfreunde,
ich möchte Ihnen heute erzählen, was der Verein Tierhilfe ohne Grenzen e.V. im Jahr 2006 im und fürs Tierheim von Loulé in Portugal getan hat.

Mein Name ist Kiki und ich bin eine Yorkshire-Mix-Dame. Seit einigen Jahren lebe ich schon im Tierheim und nehme gewissenhaft meine Aufgabe als "Empfangsdame" im Eingangsbereich wahr. Jeder Besucher und fast alle vierbeinigen Neuzugänge müssen erst mal an mir vorbei und deshalb habe ich einen guten Überblick, was so alles passiert. Und ich kann Ihnen versprechen: es ist viel geschehen und es lohnt sich, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen!
Ein riesiges Bauprojekt wurde im Frühjahr 2006 gestartet, nämlich die Renovierung zweier Hundezwinger. Davor hat die Tierhilfe ohne Grenzen e.V. in Deutschland ganz viel Geld dafür gesammelt. Ein anonymer Spender hatte nämlich versprochen, dass er 3.000 Euro gibt, wenn noch mal der gleiche Betrag an anderweitigen Spenden zusammen kommt. Der Spendenaufruf war dann unglaublich erfolgreich und unglaublich viele tierliebe Menschen haben ihren Teil dazu beigetragen, dass das geklappt hat. Besonders nett fand ich, dass auch einige Kinder ihr Taschengeld geopfert haben, um meinen Kameraden im Tierheim ein Dach über dem Kopf zu finanzieren.

Der Abriss des bisherigen maroden Hundehauses.

Die größte Einzelspende kam aber von einer Firma, und zwar von Flexi Bogdahn International GmbH & Co. KG aus Bagteheide. Sage und schreibe 3.000 Euro hat Flexi gezahlt! Damit war das Bauprojekt auf jeden Fall gesichert.
Zusammen hatte die Tierhilfe dann gute 10.000 Euro zur Verfügung, um den Plan in die Tat umzusetzen. Weil das mehr Geld war, als für den ursprünglich geplanten einzelnen Zwinger nötig gewesen wäre, wurde kurzerhand noch das nebenliegende Abteil in die Sanierung mit einbezogen.
Leider hatten wir 2006 lange Zeit regnerisches Wetter und so konnte erst im April so richtig mit dem Bauen angefangen werden. Weil im Tierheim wahnsinnig viele Tiere leben und das Personal neben deren Versorgung nicht noch Zeit für Zusatzaufgaben haben, musste extra jemand angestellt werden. Die Tierschützer in Portugal hatten einen pensionierten Handwerker gefunden, der bereit war, die Arbeiten durchzuführen. Bezahlt wurde der Mann von der Tierhilfe ohne Grenzen e.V.

Die Mauer zwischen den beiden Abteilen im Aufbau.

Einige Schwierigkeiten mussten überwunden werden. Die Stadt Loulé unterstützte das Vorhaben wie gewohnt, indem sie kostenlos Steine und Sand für die Bauarbeiten zur Verfügung stellte. Leider war der Bedarf jedoch so groß, dass die Materialien nicht ausreichten und extra noch Baustoffe gekauft werden mussten, damit nicht alles ins Stocken kam. Auch bei den bestellten Dachziegeln gab es Lieferverzögerungen.
Erhöhter Aufwand musste dann beim zweiten Zwingerabteil geleistet werden, weil der dortige Betonboden samt größeren Felsbrocken komplett entfernt werden musste. Es war gar nicht so einfach, das nötige Gerät dafür aufzutreiben, aber Tierheimgründerin Lilo und ihr Mann Hans haben es geschafft.
Anfang Juni schien dann von einem Tag auf den anderen die Fertigstellung des Bauprojekts zum Scheitern verurteilt. Da erschien nämlich der Arbeiter plötzlich nicht mehr. Anscheinend hatte er Angst, dass angesichts der zeitlichen Verzögerungen nicht mehr genügend Geld für seinen Lohn da sei.

Kurz vor der Erstellung des Daches.

Überstürzt wurde nach Ersatz gesucht und schließlich auch in Form zweier Männer gefunden. Diese beiden haben das Projekt dann Ende Juni fertiggestellt und endlich konnte das neue Schmuckstück auch bezogen werden. Einzig die Gitter sind bisher noch provisorisch angebracht, weil durch unvorhergesehene Extraausgaben das Geld dann doch zur Neige ging. Hier fehlen jetzt noch rund 2.000 Euro bis zum endgültigen Abschluss.
Neben diesem großen Projekt wurden im Laufe des Jahres 2006 auch einige der kleineren Einzelzwinger wieder hergerichtet. Auch hier hatte der Zahn der Zeit ordentlich genagt. Es war dringend nötig, die Dächer neu einzudecken und außerdem wurden die Zwinger gefliest, um besser putzen zu können. Die Tierhilfe hat dabei rund 80 % der Materialkosten getragen; der Rest kam von weiteren Spendern, die das Tierheim direkt unterstützen und von der Stadt Loulé.

So kann jetzt zumindest wieder ein Teil meiner Artgenossen einigermaßen komfortabel untergebracht werden. Leider kommen jedoch längst nicht alle in diesen Genuss. Wir sind hier nämlich ziemlich viele, zurzeit etwa 450 Hunde und über 200 Katzen. Die Tierhilfe versucht, das Tierheim bei der Finanzierung von Kastrationen zu unterstützen, damit wenigstens keine neuen Welpen mehr geboren werden.

Einer der Einzelzwinger im alten Zustand.
Jetzt sind die Einzelzwinger gefliest.

Ich selber bin schon vor längerem kastriert worden und richtig froh, dass ich mir keinen Stress mit der Welpenaufzucht machen muss. Es gibt nämlich überhaupt nicht genug Platz hier, um allen Müttern einen eigenen Bereich einzurichten und deshalb müssen die Mamas manchmal auch gegen ihre Artgenossen kämpfen, um die Babys zu beschützen. Das ist alles andere als idyllisch!
Dank der Tierhilfe konnten 2006 rund 500 Hunde und etwa 100 Katzen kastriert werden. Eine riesige Zahl, aber leider trotzdem nicht alle Bewohner! Es wäre noch viel mehr Geld nötig, um alle unfruchtbar zu machen. Dann müssten auch nicht mehr so viele Hunde- und Katzenwelpen an Krankheiten oder Entkräftung sterben. Das passiert leider immer noch häufig, weil vor allem auch unter den Neuzugängen von der Straße die Muttertiere oft kaum mehr Kraft haben, um Infektionen abzuwehren.

Auf einen Schlag wurden sieben Hunde abgegeben.

Es werden beinahe täglich Hunde oder Katzen ins Tierheim gebracht oder in der Nähe ausgesetzt. Viele von ihnen sind abgemagert oder krank. Es kann passieren, dass an einem Tag allein bei den Hunden 20 oder mehr Tiere eingeliefert werden und vielleicht nur einer oder zwei vermittelt. Da kann man sich leicht vorstellen, dass es immer aufwändiger wird, die ganzen hungrigen Mäuler zu stopfen. Käme keine Hilfe aus Deutschland, dann würde es bei uns düster aussehen. Aber auch so wünscht sich hier eigentlich jeder, aus dem Heim raus zu kommen.
Wie jedes Jahr hatten auch 2006 wieder einige Hunde das Glück, nach Deutschland ausreisen zu dürfen, um dort die Chance auf eine Vermittlung zu haben. Hier in Portugal ist das ziemlich schwierig, weil es so viele Tiere gibt und meistens wollen die Leute nur Welpen haben. Die Tierhilfe hat dagegen etliche meiner älteren oder behinderten Kumpels mitgenommen. So hat beispielsweise Othello ein super Zuhause in Deutschland gefunden. Er hatte einige Jahre vor der Tierheimtür gelebt; hinein wollte er nicht, weil ihm das zu viel Trubel war. Aber nach dem Ausbau der Straße am Tierheim wurde es zu gefährlich für ihn und da ihn in Portugal wegen seines Alters und seiner Zahnfehlstellung niemand adoptieren wollte, durfte er mit nach Deutschland.

Auch die dreibeinige Hope hat ihr Glück in Deutschland gefunden. Ihr war nach einem schweren Autounfall ein Hinterbein amputiert worden. In eines der großen Tierheim-Rudel hätte sie so nicht integriert werden können. Außerdem ist es bei uns so gut wie ausgeschlossen, dass ein behindertes Tier vermittelt werden kann. Deshalb erhielt auch sie ein Ticket nach Deutschland.

Othello in Portugal.
Hope
Princessa und Conchito kurz nach der Ankunft im Tierheim.

Genauso wie Princessa und Conchito, ein altes Yorkshire-Pärchen. Die beiden lebten mehr schlecht als recht bei einem dubiosen Züchter und wurden mit zwölf Jahren ins Tierheim abgeschoben, als sie nicht mehr lukrativ genug waren. Bei ihrer Ankunft sahen sie erbärmlich aus und es dauerte einige Monate, bis sie wieder so weit aufgepäppelt waren, dass sie den Flug nach Deutschland antreten konnten. Mittlerweile leben sie bei netten Menschen, denen es nichts ausmacht, dass die zwei nicht stubenrein sind und von manchem altersbedingten Wehwehchen geplagt werden. Die nötigen Medikamente und die entstandenen Tierarztkosten (z.B. für Zahnbehandlungen und die Kastration) können glücklicherweise zum Teil durch ihre Paten finanziert werden.
Übrigens sind diese Patenschaften ein wahrer Segen, nicht nur für die Tiere in Deutschland, sondern natürlich auch für uns andere in Portugal. Ich selber bin auch ein Patenhund, weil ich mit Leishmaniose infiziert bin und mich deshalb keiner haben will. Dabei finden mich die meisten Leute zuerst niedlich, aber sobald das Wort Leishmaniose fällt, machen sie dann einen Rückzieher. Aber egal, ich habe mich im Tierheim inzwischen so eingerichtet, dass es mir hier gut gefällt.

Pudel Nicki hatte Glück, dass er mit dem Leben davonkam.

Bei Nicki ist das ganz ähnlich. Er ist ein alter Pudel-Herr, der in einem zugebundenen Plastiksack zum Sterben ausgesetzt wurde. Zum Glück hat aber eine der Tierheim-Frauen bemerkt, dass da was nicht stimmte und hat ihn gerettet. Halb tot war er da schon, aber er hat die Strapazen überlebt. Allerdings sind seine Hinterbeine größtenteils gelähmt und er ist absolut inkontinent. Ihm selber macht das zwar nichts aus, aber eine neue Familie findet er so natürlich nicht mehr. Aber weil auch er ein Patenhund ist, darf er seinen Lebensabend jetzt im Tierheim verbringen. Er freut sich seines Lebens und seine Retterin liebt er noch immer heiß und innig.
Am nötigsten sind Patenschaften jedoch für die Huftiere. Deren Unterhalt ist fürs Tierheim ziemlich kostspielig und aus eigener Kraft nicht finanzierbar. Im Moment leben acht Esel auf dem Tierheimgelände und drei Pferde in privater Unterbringung. Durch das teure Futter hatten sich 2006 Schulden von über 2.000 Euro angehäuft. Es war so schlimm, dass die Strohhändler nur noch gegen Bares lieferten. Aber dank der Paten und einer zusätzlichen großzügigen Spende konnte die Tierhilfe diese Schulden abzahlen und fürs erste die drohende Katastrophe verhindern.

Die Esel sind genau wie die drei Pferde unbedingt auf Paten angewiesen, um den Unterhalt zu finanzieren

Allerdings fressen die laufenden Kosten schon wieder ein besorgniserregendes Loch in die Tierheimkasse. Neben dem Stroh brauchen die Esel noch Weizenkleie als Futter und die Pferde zusätzlich auch Heu. Außerdem sind jeweils noch Tierarztkosten und die Rechnungen des Hufschmieds zu bezahlen.

Aber nicht nur die Huftiere verursachen hohe Kosten. Auch in anderen Bereichen hatte der portugiesischen Partnerverein der Tierhilfe ohne Grenzen e.V. im Jahr 2006 zum Teil erhebliche Schulden.
Da wäre zum einen der Putzmittelhändler, der ein Ein-Mann-Geschäft betreibt und manchmal ziemlich lange auf sein Geld warten muss. Die Tierhilfe hat letztes Jahr zumindest einen Teil der Ausstände in Höhe von 500 Euro beglichen. Für diesen Mann ist das schon ein kleines Vermögen.

Beim täglichen Säubern im gesamten Tierheim braucht man schon große Mengen Putzmittel.

Der Bedarf an Futter war noch um einiges größer. Dort hat die Tierhilfe 2006 neben ca. 3.000 Euro für die Huftiere weitere rund 4.000 Euro für Hunde- und Katzenfutter ausgegeben, teilweise durch Patenschaften finanziert.
Für Tierarztrechnungen hat die Tierhilfe letztes Jahr allein in Portugal 8.000 Euro bezahlt. Zusätzlich sind noch über 12.000 Euro Tierarztkosten in Deutschland angefallen.

Das Auto der Tierhilfe ohne Grenzen e.V.

Apropos Ausgaben in Deutschland. Im April 2006 hat sich die Tierhilfe ohne Grenzen e.V. notgedrungen ein vereinseigenes Fahrzeug angeschafft, nachdem das bisher genutzte private Auto der ersten Vorsitzenden nicht mehr repariert werden konnte. Der Kauf des gebrauchten Geländewagens konnte nur mit Anzahlung und mehrjährigen Raten erfolgen. Es wurde zwar ein Aufruf mit der Bitte um zinslose Darlehen gestartet, um die Zinsen gegenüber dem Autohaus zu sparen, aber leider gab es hierauf so gut wie keine Resonanz. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und dementsprechend würde die Tierhilfe eine solche Gelegenheit immer noch gerne in Anspruch nehmen. Umso mehr Geld wäre ja wieder übrig zur Investition in Portugal.
Die Autos sind sowieso ein Thema für sich. Auch in Loulé bereiten sie den Zweibeinern regelmäßig Sorgen. Der Jeep des Tierheims hat inzwischen etliche Jahre und natürlich noch viel mehr Kilometer auf dem Buckel und braucht schon die eine oder andere Reparatur. Dennoch ist er unverzichtbar für den laufenden Betrieb, da mit ihm sowohl Transporte zum Tierarzt stattfinden als auch Einkäufe in größerem Rahmen (z.B. Katzenstreu) getätigt werden. Als im Dezember kein Geld mehr da war, um die Versicherung zu verlängern, ist kurzerhand die Tierhilfe in die Bresche gesprungen und hat die nötigen rund 900 Euro übernommen. Das war zwar überhaupt nicht eingeplant und hat ein empfindliches Loch in die Vereinskasse gerissen, aber anders ging es nicht.
Ebenfalls um Kosten rund ums Auto drehte sich auch die Tour im März, bei der zahlreiche Sachspenden aus Deutschland nach Loulé transportiert wurden. Da fallen zwar neben der Miete noch Maut- und Spritgebühren an, aber für uns Tierheimbewohner ist es echt immer super, wenn so ein Hilfstransport kommt. Da werden Hundehütten, Katzenkörbe, Decken, Futter und vielerlei sonstiges Zubehör gebracht. Dafür möchte ich mich auch im Namen meiner Kumpels bedanken.

Die Decken sind meistens so begehrt, dass die Hunde sie "sammeln" und dann glücklich oben drauf thronen.

Außerdem brachten die Tierhilfe-Leute 2006 für das tierheimeigene Behandlungszimmer des Tierarztes noch einen speziellen Vorbereitungstisch mit und eine OP-Lampe. Des weiteren wurde der Katzenbereich mit neuen Türen ausgestattet.
Im Dezember 2006 hat das Tierheim dann für die Erleichterung der Büroarbeit noch eine Digitalkamera samt Drucker geschenkt bekommen. Weil nämlich so viele Tiere hierher kommen und auch einige vermittelt werden, ist es ganz wichtig, dass man sie fotografiert. Andernfalls verliert man irgendwann den Überblick über die Bewohner. Diese Aufgabe wurde bisher mit einer älteren Polaroidkamera angegangen, doch zum einen sind die Filme recht teuer und zum anderen ließ die Qualität der Fotos doch oft zu wünschen übrig. Jetzt ist alles viel einfacher und man kann von mehreren Bildern das beste auswählen. Nachdem der "Probelauf" so gut geklappt hatte, bekamen wir sogar noch einen großen Stapel Fotopapier und eine Menge Farbkartuschen gespendet.
Nun fällt es auch der Tierhilfe leichter, die Daten der Hunde raus zu suchen, die mit nach Deutschland sollen. Eine große Sorge sind allerdings die rapide gestiegenen Flugpreise. Ab Mai 2007 schlägt dann jeder Hund im Frachtraum mit 75 Euro zu Buche statt wie bisher mit 25 Euro. Umso wichtiger sind Flugpaten, damit wenigstens die Tierschützer nicht noch extra fliegen und diese Kosten dann zusätzlich noch tragen müssen. Auch finanzielle Hilfe zur Begleichung der Flugkosten ist natürlich willkommen. Dabei ist es keine Bedingung, dass die kompletten 75 Euro pro Tier gezahlt werden, auch mehrere Teilbeträge von verschiedenen Spendern können helfen. Für manche Tiere ist die Ausreise nach Deutschland sprichwörtlich die letzte Rettung, beispielsweise bei Verletzungen oder Krankheiten, die in Portugal nicht behandelt werden können. Aber auch eine Menge meiner gesunden Kameraden wartet sehnsüchtig darauf, in Deutschland eine bessere Zukunft zu finden.
Bitte halten Sie uns auch im Jahr 2007 die Treue, denn nur mit Ihrer Hilfe kann der Fortbestand des Tierheims in Loulé gesichert werden. Die Tierhilfe ohne Grenzen e.V. bemüht sich weiterhin um die Verbesserung der Lebensbedingungen für uns Bewohner und um bestmögliche materielle Unterstützung. Doch ein Verein lebt vom Engagement vieler und kann nur dann etwas erreichen, wenn alle zusammen halten.
Für die bisherige tatkräftige Hilfe danke ich Ihnen allen auch im Namen meiner Tierheim-Kameraden.

Ihre Kiki