Hilfs- und Kastrationsaktion


Wie auch in den vergangenen Jahren, konnten wir 2007 wiederum eine Hilfsaktion fürs Franziskus-Tierheim in Loulé auf die Beine stellen. Wir hatten kräftig gespart, um diese Aktion finanzieren zu können.
Mehrere ehrenamtliche Helfer machten sich auf den Weg nach Portugal; die meisten auf die bequeme Art per Flugzeug, aber zwei Leute auch mit dem Auto, um die vielen Sachspenden nach Loulé zu transportieren. Rund 30 Stunden fast ununterbrochene Fahrt, Ankunft mit schmerzenden Knochen und wehem Sitzfleisch. Keiner beneidete die beiden (nicht ohne Grund findet sich für diese Aufgabe kaum jemand). Aber ohne diesen Einsatz brächten wir die Spenden nicht nach Portugal, denn die Mitnahme im Flugzeug als Übergepäck wäre viel zu teuer. So gelangten auf dem Landweg Decken, Hundehütten und -körbe, Halsbänder, Leinen, Näpfe, Rotlichtlampen, Verbandsmaterial, Sonnenschirme, Beschattungsmaterial, Wasserschläuche samt -anschlüssen, Heizkörper, Büromaterial usw. an ihren Bestimmungsort.
Bereits am Tag bevor die Sachspenden eintrafen, machten sich einige Helfer im Tierheim nützlich. Wir putzten, räumten auf, kümmerten uns um besonders pflegebedürftige Vierbeiner, brachten Hunde und Katzen zum Tierarzt, um sie kastrieren oder Verletzungen behandeln zu lassen, halfen bei der Büroarbeit und bei Fangaktionen, kurz: wir entlasteten so gut wie möglich die Tierschützer vor Ort, denn die Arbeit im Tierheim ist sehr anstrengend und muss von wenigen Angestellten bewältigt werden.
Unser Hauptaugenmerk lag auf möglichst flächendeckender Kastration der Heimbewohner, so dass sich das Elend nicht noch zusätzlich durch Nachwuchs vergrößert. Da hieß es dann also zunächst, die Hunde in den Gehegen einzufangen, was nicht immer leicht war, denn manche der Kastrationskandidaten ergriffen die Flucht, sobald wir uns ihnen näherten und andere wiederum vertraten das Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Letztere waren zum Glück in der Minderheit. Aber auch die Samtpfoten machten uns das Leben nicht gerade leicht, denn die meisten von ihnen leben frei ums Tierheim herum und sind oft so scheu, dass man sie kaum zu fassen bekommt. So war denn auch bei den Miezen unsere Erfolgsquote etwas spärlich und wir konnten nur 44 Katzen zur Kastration bringen. Aber besser als nichts!
Bei den Hunden haben wir dafür erfreuliche Zahlen vorzuweisen: 360 Tiere konnten unfruchtbar gemacht werden! Eine enorme Erleichterung fürs Tierheim, denn zumindest bei diesen Vierbeinern muss man sich ums leidliche Thema Vermehrung keine Gedanken mehr machen. Und herrenlose Tiere gibt es auch so schon mehr als genug, um nicht zu sagen: viel zu viele.
Aber nicht nur diese geplanten Operationen wurden auf Kosten der Tierhilfe ohne Grenzen e.V. durchgeführt, sondern auch einige Notfälle mussten versorgt werden. So finanzierten wir beispielsweise die Behandlung mehrerer Bissverletzungen. Besonders schlimm hatte es eine Hündin erwischt, die wir Helfer "Flickenteppich" nannten, weil sie mit ihren vielen genähten Wunden eben wie ein solcher aussah. Es war aber schier unglaublich, welch großes Vertrauen dieses Tier noch zu uns Zweibeinern hatte, obwohl wir vom Tierarzt instruiert worden waren, wie mit den Wunden zu verfahren sei. Uns taten die Wundspülungen beinahe ebenso weh wie der Patientin selbst, aber es führte kein Weg daran vorbei, wenn sie überleben sollte. Und nie, aber auch wirklich gar nie, knurrte sie uns an oder zeigte die Zähne, ganz im Gegenteil: sie ließ alles geduldig über sich ergehen und mit der Zeit fing sie sogar zu wedeln an.

Flicki beim Spaziergang. Die Wunden waren zu diesem Zeitpunkt bereits am Verheilen.

Die ersten Spaziergänge mit der mittlerweile in Kurzform "Flicki" genannten Hündin waren zwar ein bisschen chaotisch, weil sie offensichtlich weder Geschirr noch Leine kannte (ein Halsband konnten wir ihr wegen der Verletzungen nicht anziehen, aber das hätte sie bestimmt genauso wenig gekannt), doch allmählich gewöhnte sie sich daran und ging begeistert mit. Flicki erwies sich sogar als absolut stubenrein, denn sie war während ihrer Genesung in einer Einzelbox untergebracht, wo wir das gut im Blick hatten. In eines der großen Hunderudel hätten wir sie in ihrem geschwächten Zustand nicht stecken können, das wäre bestimmt ihr Todesurteil gewesen. So aber erholte sie sich zusehends und für uns war es Ehrensache, Flicki im April nach Deutschland ausfliegen zu lassen, wo sie mittlerweile in München ein gutes Zuhause gefunden hat.
Aber nicht alle Vierbeiner hatten so viel Glück wie Flicki. Ein großer Rüde, der ebenfalls von seinen Artgenossen übel verbissen worden war, musste letztlich eingeschläfert werden, weil es ihn noch schlimmer getroffen hatte als Flicki und leider kein Pflegeplatz für ihn aufgetrieben werden konnte. Seine Versorgung hätte nicht im Tierheim übernommen werden können. Das sind natürlich immer traurige Momente, aber wir müssen uns damit abfinden, dass wir nicht allen Tieren helfen können.
Andere Verletzungen wiederum gingen glimpflicher aus. So haben wir beispielsweise für die Operation eines Leistenbruchs und mehrerer Beinbrüche gesorgt, sowie eine Augenoperation durchführen lassen. Außerdem wurden bei diverse Vierbeinern Tumore operiert und einer angefahrenen Katze musste der Schwanz amputiert werden. Sie hatte Glück, dass sie überhaupt ins Tierheim gebracht wurde, denn ohne medizinische Versorgung wäre sie vermutlich elend krepiert.
Neben den Behandlungen beim Tierarzt verabreichten wir den Tierheimbewohnern während unseres Aufenthaltes in Portugal auch noch Unmengen an Entwurmungsmitteln, um möglichst den ganzen Bereich zu "säubern". Nicht immer stießen unsere Bemühungen auf die Gegenliebe der Vierbeiner und wir mussten uns manches Mal schier verrenken, um den letzten Hund aus der hintersten Ecke seiner Hütte hervor zu bekommen. Aber mit vereinten Kräften gelang es uns dann doch.
So taten wir unser Bestes, um aktiven Tierschutz zu betreiben und die Zeit unseres Aufenthaltes möglichst optimal zu nutzen. Wir hatten mehrere "fliegende Wechsel" in der Helferbesetzung; die einen kamen, die anderen gingen. Insgesamt jedoch war die Tierhilfe ohne Grenzen e.V. rund drei Wochen in Loulé vertreten und wir sind glücklich, dass wir so viel geschafft haben.
Eigentlich wäre solche Hilfe mehr als einmal im Jahr nötig, doch aus Kostengründen können wir uns das leider nicht öfter leisten. Einige Tausend Euro haben wir in diese Aktion investiert, aber es hat sich gelohnt. Zwar betrugen allein die Kosten für den Transporter rund 3.000 Euro (wobei die Hälfte dieses Geldes für die Miete benötigt wurde und der Rest für Treibstoff und Maut), aber ein Transport per Flugzeug wäre uns wie gesagt noch teurer gekommen. Super wäre es natürlich, wenn jemand uns vielleicht privat ein entsprechendes Fahrzeug kostenlos zur Verfügung stellen könnte; dann könnten wir das gesparte Geld wiederum direkt für die Tiere verwenden.
Herzlich bedanken wollen wir uns an dieser Stelle noch bei den freiwilligen Helfern, die ihren Urlaub geopfert haben, um bis zum Rande der Erschöpfung für die Vierbeiner in Loulé zu ackern. Das Tierheim selbst hat einfach zu wenig Personal, um sich so massiv für Extra-Aufgaben zu engagieren. Und so werden wir auch in Zukunft alles daran setzen, unsere Hilfs- und Kastrationsaktionen zu wiederholen. Über finanzielle Unterstützung unter dem Kennwort "Hilfsaktion" sind wir daher jederzeit dankbar.
Tierhilfe ohne Grenzen e.V.
Spendenkonto 10147049
Sparkasse Rhein-Nahe
BLZ 560 501 80